Samstag, 13. Dezember 2014

Gastvorträge 12./13.12.2014

Hon.-Prof. Dr. Uwe Jenisch zum Thema "Tiefseebergbau" und "Arktis"

Ref. Jur. Oliver Daum zum Thema "Seerecht"

Dipl.-Pol. Udo Sonnenberger zum Thema "Transformation der Deutschen Marine nach 1990"

Freitag, 12. Dezember 2014

Thermohaline Zirkulation - "Das große ozeanische Förderband"


Vor einigen Jahren schockte Roland Emmerich mal wieder mit der Zerstörung des Weißen Hauses in seinem Streifen „The Day After Tomorrow“. Diesmal waren nicht Aliens, sondern die Natur höchstpersönlich für die Zerstörung des wohl berühmtesten Regierungssitzes der Welt verantwortlich. Roland Emmerich entwickelte ein apokalyptisches Szenario über den Abriss der Golfstromzirkulation (auch: thermohaline Zirkaulation). Eine plötzlich einsetzenden Emmerich-Eiszeit ist zwar extrem unrealistisch, doch wie hoch stehen die Chancen, dass die Golfstromzirkulation Tatsache abreissen könnte? Dazu vorerst eine kurze Erläuterung, wie diese überhaupt Zustande kommt:

Hauptsächlich geht es um (wer hätte es gedacht?) Wasser. Wasser hat eine bestimmte chemische Eigenschaft: Seine größte Dichte nimmt es bei 4 Grad Celsius ein, somit kann Wasser in seinem festen Aggregatzustand (Eis) schwimmen. Allein dieser anomalen chemischen Eigenschaft von Wasser ist es geschuldet, dass bestimmte Seewege bislang unpassierbar sind oder das Wasser in Form von Eisbergen selbst zur Gefahr für die Schifffahrt geworden ist (siehe Titanic von James Cameron).

Das ist aber noch nicht Alles. Da die Ozean bekanntermaßen kein Süß- sondern Salzwasser tragen, kommt es zu einer Veränderung der chemischen Eigenschaften. Salz verschiebt das Dichtemaximum von Wasser unter den Gefrierpunkt. Dadurch kommt es in den kalten polaren Gebieten zur sog. Konvektion: Kaltes Wasser wird dichter und sinkt ab, während wärmeres leichteres Wasser nach oben strömt. Das warme Wasser gib an der Oberfläche Wärme an die Atmosphäre ab und nimmt Gase wie CO2 auf, wenn es dann abgekühlt ist, sinkt es wiederum ab.

Das in die Tiefe abgesunkene Wasser begibt sich in den tieferen Wasserschichten auf einer Art „globalen Förderband“ auf eine Reise um die Welt (siehe Abbildung). Dadurch, dass das kalte Wasser absinkt, strömt wärmeres Wasser auf der Oberfläche aus südlicheren Gebieten nach. Durch die unterschiedliche Dichte vermischen sich die Wasserschichten nicht, so dass es zu einem langen Zyklus kommt, in dem das Wasser bis zu 1000 Jahre unterwegs sein kann.


Quelle: http://www.grida.no/publications/vg/climate/page/3085.aspx


Bereits zu Anfang des Jahrtausend gab es Befürchtungen, die Golfstromzirkulation könne abreissen. Daher wurde 2008 das Project THOR (Thermohaline Overturning - at Risk) auf Initiative der EU ins Leben gerufen. Deren Abschlussberichts von 2013 fasste zusammen, dass eine Veränderung der thermohalinen Zirkulation einen dramatischen Einfluss auf Europa und seine Bewohner hätte. Speziell deshalb, da in Europa aufgrund des von Süden nach Norden nachströmenden Wassers ein relativ mildes Klima herrscht. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung untersuchte im Rahmen des Nordatlantik-Projekts die Möglichkeiten eines Abriss der thermohalinen Zirkulation. Sowohl THOR, als auch das Nordatlantik-Projekt kamen zu dem für Europa vorerst beruhigenden Schluss, zunächst im Sommer kein Schnee schippen zu müssen. Dennoch besteht für die Zukunft die Gefahr, dass die Zirkulation durch externe Effekte beeinflusst und gestört zu werden könnte. 

Neben den direkten klimatischen Rückkopplung für Europa würde ein Abreissen der thermohalinen Zirkulation weitere Veränderungen mit sich bringen. Im Zuge eines Abrisses der Zirkulation käme es zu einer zusätzlichen Erwärmung der Meere und einem zusätzlichen Meeresspeigelanstieg von ca. einem Meter. Außerdem würde ein Abbruch der Zirkulation bedenkliche Auswirkungen auf das maritime Ökosystem und die Fischfangindustrie haben. Letztlich stellt das Meer den größten Speicher von CO2 dar, sollte die thermohaline Zirkulation und ihr Vermögen CO2 für längere Zeit zu speichern abreissen, sind die Folgen für den CO2 Gehalt in der Atmosphäre und den Treibhausgaseffekt unvorhersehbar.


Obwohl diese Probleme momentan keine akute Bedrohung für den europäischen und deutschen maritimen Raum darstellen, sollten sie Teil eines umfangreichen Sicherheitskonzepts sein. Eine Vorbeugung der globalen Erwärmung und eine weitsichtige Politik hinsichtlicher des Schutzes der Meere als ökologischen Raum sind unerlässlich. Nur so können deutsche und europäische maritime Interessen auch zukünftig gewahrt und geschützt werden. Sollte es zu einem Abriss der thermohalinen Zirkulation kommen, sind die Folgen schwer abzusehen, werden aber ernsthafte Konsequenzen für Wirtschaft, Küstenschutz und das Leben auf dem europäischen Kontinent haben. Daher sollten Programme zu Erforschung der Ozeane und zu den Konsequenzen maritimer Veränderungen vorangetrieben werden. Außerdem sollten umfangreiche Sicherheitsstrategien darauf ausgerichtet sein, den durch den Klimawandel veränderten ozeanischen Begebenheiten begegnen zu können. Eine umfangreiche Sicherheitsstrategie sollte nicht nur räumlich sondern auch zeitlich in einem weiten Fokus betrachtet werden. Projekte wie das NACLIM (The North Atlantic and Climate), welches das Nachfolgeprojekt von THOR ist, stellen den richtigen Ansatz dar um künftige maritime Bedrohungen zu begegnen. Nur so können auch künftige Gefahren früh bekämpft werden und die Chancen steigen, dass Bedrohungen erst gar nicht entstehen und Horrorszenarien weiterhin Fiktionen auf der Leinwand bleiben.


Max Hagen ist Student im Master Internationale Politik und internationales Recht an der CAU Kiel. Interessenschwerpunkte sind umwelt- und energiepolitische Themen, wie energetische Versorgungssicherheit oder die deutsche Energiewende im Fokus der Öffentlichkeit.

Offshore-Windparks – Gefährlich exponiert? Teil 2/2: Das Risiko

In Teil 1 dieser Überlegung wurde eine Bedrohung der Offshore-Windparks plausibel gemacht. In Teil 2 wird überlegt, wie schwer ein solcher Schlag einer feindlichen Macht Deutschland treffen würde.
 
Wie weh würde Deutschland ein solcher Angriff auf die Offshore-Anlagen tun? Welchen Schaden könnte solch ein Angriff ausrichten, abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden? Wie groß wäre die Einbuße an Stromerzeugungskapazitäten? In 2015 wäre die Einbuße noch minimal. Zurzeit befinden sich fast alle Offshore-Anlagen im Bau oder in der Planung. Einer der wenigen bereits fertig gestellten Windparks „BARD Offshore 1“ erzeugt unter Volllast eine Leistung von 400 MW. Zum Vergleich: Die leistungsstärksten, noch betriebenen, deutschen Atomkraftwerke Isar 2 und Brokdorf erzeugen jeweils rund 1400 MW. Die aber rund um die Uhr.
Offshore-Windpark Kapazitäten, Quelle: Offshore-Stiftung

Ein Windrad kann nicht Strom erzeugen, wenn zu viel oder wenn zu wenig Wind weht. Dennoch sind die Stunden, die ein Windrad unter Volllast arbeiten kann auf hoher See weitaus höher als für Windräder an Land. Derzeit liegt die Zahl der Volllaststunden für Offshore-Windräder bei rund 4000 Stunden pro Jahr.

Stellen wir eine Rechnung an. Sind die Windparks fertiggestellt, soll in der deutschen Nordsee 3500 MW Leistung erzeugt werden können. Wie groß ist der zukünftige Anteil der Offshore-Windenergie in der Nordsee an der zukünftigen Gesamtstromerzeugung in Deutschland? Dieser Anteil wäre gute Zahl, um das sicherheitspolitische Risiko der Offshore Windenergie zu bewerten. Wird der Anteil hoch sein, wird auch das Risiko hoch sein. Denn wie festgestellt, wird es recht einfach sein, die Anlagen anzugreifen.

Die Energiewende wird vorangetrieben. Jede nutzbare Fläche der deutschen Außenwirtschaftszone in der Nordsee soll bebaut werden. Die angepeilte Gesamtleistung der Offshore-Windparks in der Nordsee soll rund 3500 MW betragen, oder 3,5 GW. Würde durch koordinierte Angriffe auf die Knotenpunkte der Windparks die gesamte Leistung ausfallen, welche Einbuße an Stromerzeugungskapazitäten muss Deutschland dann bewältigen?

Kaum Auswirkungen, selbst bei Totalausfall


Wir wollen die Rechnung überschlagsartig anstellen und vor allem unabhängig von der Diskussion, ob die Energiewende praktisch bis 2050 durchzusetzen ist – unter der Annahme also, dass alle gravierenden technischen und ökonomischen Schwierigkeiten bewältigt werden. Die Bundesregierung veranschlagt für 2008 einen Stromverbrauch von 25% unter dem Niveau von 2008. 2008 „verbauchte“ Deutschland ca. 617 Mrd. kWh, 2050 soll es folglich 463 Mrd. kWh benötigen. 463 Mrd. kWh müssen also 2050 auch mindestens erzeugt werden, um den „Verbrauch“ zu decken.

Rechnen wir nun aus, wie viel die ausgebauten Windparks mindestens erzeugen werden. Sind alle Parks errichtet und angeschlossen, sollen sie unter Volllast 3500 MW erzeugen. Bei 4000 Stunden Volllastbetrieb im Jahr macht das 14 Mrd. kWh. Nehmen wir zusätzlich noch an, dass die restlichen Stunden im Jahr durchschnittlich die Hälfte davon erzeugt werden kann, aufgrund von schwächerem oder zu starkem Wind. Nehmen wir also noch 7 Mrd. kWh hinzu. Nach dieser konservativen Überschlagsrechnung könnten die errichteten Windparks rund 21 Mrd. kWh im Jahr erzeugen.

Windrad, Quelle: Siemens
Nehmen wir die Zahlen zusammen: Der anvisierte Stromverbrauch 2050 sei 463 Mrd. kWh. 21 Mrd. kWh könnten durch alle geplanten Windräder in der deutschen Außenwirtschaftszone erzeugt werden. Die Offshore-Windkraftanlagen werden nach dieser hier angestellten Rechnung also rund 5% des deutschen Stromverbrauchs decken. 5% sieht nicht sonderlich dramatisch aus.

Einen Ausfall von 5% der deutschen Energieversorgung bei Totalausfall der Offshore-Windenergie dürfte Deutschland im Konfliktfall verkraften können. Sicherlich, der Ausfall von einem Stromerzeugungsäquivalent von zweieinhalb Kernkraftwerken wird etwas unangenehm sein, doch ist es nichts, was die Stromversorgung Deutschlands in die Knie zwingen würde.

Eine Attacke auf die Offshore-Windkraftanlagen wird sicherheitspolitisch nicht dramatisch sein. Der höchstmöglich anzunehmende Beitrag des Offshore-Windstroms zur Stromversorgung Deutschlands 2050 wird bei 5% liegen. Ein Ausfall dieser 5% wird zu verkraften sein. Der Ausfall von diesen 5% der Stromerzeugung muss im Konfliktfall auch verkraftet werden: ein wirksamer Schutz ist wegen des völkerrechtlich garantierten Rechts auf friedliche Durchfahrt auch nicht zu leisten.

Sicherheitspolitisch werden Offshore-Anlagen nach dieser Rechnung kaum eine Rolle spielen, weil sie energiepolitisch kaum eine Rolle spielen werden. Voraussichtlich werden die Anlagen zukünftig nur der Berufsschifffahrt, den Seglern, den Piloten und den Umweltschützern und dem Arbeitsschutz viel geben: Und zwar Anlass zum Ärger.

Eine modifizierte Rechnung – und doch ein großes Risiko?


Die Bundesregierung aber nimmt an, dass im Jahr 2050 Offshore-Windräder 25% der Stromerzeugung erbringen werden. Diese Annahme kann nur stimmen, wenn ein gewisser technologische Fortschritt vorausgesehen wird: Erstens müsste die Zahl der Volllaststunden stark steigen. Zweitens müsste der Wirkungsgrad der aufgestellten Räder stark erhöht werden. Sollte das tatsächlich passieren, steht Deutschland dann doch ein großes strategisches Risiko ins Haus. In ungefähr 35 Jahren könnten dann, wenn der Plan der Bundesegierung erfüllt wird, ein Viertel der deutschen Stromerzeugung auf hoher See stehen. Exponiert, ungeschützt, militärisch leicht und billig störbar.

Sind die Offshore-Windparks nun aus sicherheitspolitischer Sicht ein großes Risiko für Deutschland? Es wird stark davon abhängen, wie sich die Windkraft-Technologie entwickelt. Die Steigerung des Wirkungsgrads der Windräder gilt es zu beobachten.

Tim Bergmann studiert im Masterstudiengang "Internationale Politik und Internationales Recht" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Schwerpunkt auf Sicherheitspolitik. Zuvor studierte er Politikwissenschaft und Geschichte in Dresden.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Offshore-Windparks – Gefährlich exponiert? Teil 1/2: Die Bedrohung

Windpark "Alpha Ventus", Quelle: Siemens

Die Energiewende schreitet voran


Fast zwei Wochen ist es her, da gab Eon bekannt, zukünftig nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen zu wollen. Das Geschäft mit Kernkraft, Kohle und Gas soll in eine neue Gesellschaft ausgegliedert und nach und nach abgewickelt werden. Einer der größten Energiekonzerne Europas setzt damit die von der Politik geforderte „Energiewende“ konsequent um: Zukünftig keine fossilen Energieträger mehr nutzen, dafür Sonne, Wind, Bio- und Geothermie. Heute machen „Erneuerbare“ 25% der Stromversorgung Deutschlands aus. Bis 2050 – in rund 35 Jahren – soll Deutschlands Stromversorgung zu 80% mit „Erneuerbaren“ gedeckt werden.

Strategischer Vorteil durch Energiewende?


Die Politik feiert die Energiewende nicht nur als Sieg für die Umwelt. Deutschland gewinne mit der Energiewende auch einen strategischen Vorteil: Weil Deutschland in Zukunft kaum noch von fossilen Brennstoffen – Kohle, Öl und Gas – abhängig sein soll, fiele für fremde Mächte Erpressungspotential weg. Die Energiewende bringe Energie-Autarkie, wenn nicht für Deutschland, zumindest für Europa und seinem Energiebinnenmarkt. Um strategische Auseinandersetzung um unsere Energieversorgung bräuchten wir uns in Zukunft weitaus weniger Sorgen machen, so die Folgerung. Russlands Gas und das Öl des Mittleren Ostens soll uns egal werden. Damit müssten wir in Zukunft auch weniger Rücksicht auf die Interessen der Länder legen, die Öl und Gas fördern. Heimischer Strom ersetzt Strom aus Öl und Gas fremder Länder. Soweit die behauptete Logik für sicherheitspolitische Vorteile der Energiewende. Doch stimmt diese Logik? Folgt aus der Erzeugung des Stroms im eigenen Land, dass man das Energiethema als „heißes“ Thema der Sicherheitspolitik „abkühlen“ kann?

Zukünftig soll Energie in Deutschland dezentraler erzeugt werden. Allein bis 2012 wurden über 1,2 Mio. Solaranlagen auf den Dächern der Deutschen montiert. Jeder Haushalt kann zum Kraftwerk werden. Kleine Bio- und Geothermie-Anlagen erzeugen ebenfalls regional Energie. Abgesehen von den elektrotechnischen Problemen, die sich durch die vermehrte dezentrale Einspeisung ergeben, mutet die Dezentralisierung wirklich als Schritt zu einer auch im Konfliktfall sicheren Energieversorgung an. Früher hing die Energieversorgung an einigen wenigen großen Kraftwerken. Wurden die im Konfliktfall bombardiert und zerstört, hatte man ein Problem. Zukünftig, so könnte man sich vorstellen, müsste man nun tausende Windkrafträder umknicken, um den gleichen Effekt zu erreichen – praktisch unmöglich. Oder doch nicht?

Offshore-Windparks: ungeschützt und angreifbar


Windkraft lässt sich auf See besser nutzen als an Land. Entsprechend sind die Windkraftanlagen, die fern der Küste, also „off shore“ entstehen große Hoffnungsträger der Energiewende. Doch wie verwundbar sind sie? Schiffe, besonders Segler, geraten schon jetzt aus Versehen in die Windparks. Die Verirrten müssen äußerst vorsichtig manövrieren, um eine Kollision mit den Stahlpfeilern zu vermeiden, die so dick sind, wie ihr Segelschiff lang ist. Aber was, wenn eine Kollision absichtlich geschieht? Mit einem alten Kutter voller Sprengstoff? Die Schifffahrtswege der Nordsee sind nur ein paar Minuten entfernt von den Anlagen. Schnell kann ein Schiff aus dem Berufsverkehr ausscheren. Zum nächsten Windpark sind es nur ein paar Minuten. Ein solchermaßen entschlossenes Schiff ist praktisch nicht zu stoppen.

Die geplanten und gebauten Offshore-Windparks in der deutschen AWZ, Quelle: BSH

Im Zeitalter der Holzschiffe hatten die vor Anker liegenden Kapitäne der Korvetten, Fregatten oder Linienschiffen vor einem Angriff besonders Angst: den Brandern. Brander waren für den Angreifer eine äußerst billige und effektive Waffe. Brander waren kleine Beiboote, die von den Angreifern mit Brennmaterial oder Sprengstoff beladen wurden. Sie wurden von einem oder zwei Mann auf Kurs gebracht. Ruder und Segel wurden festgestellt. Die Männer zündeten das kleine Boot an und gingen von Bord. Das Schiff fuhr jetzt lichterloh brennend auf eine in einer Bucht festgemachten Flotte feindlicher Schiffe zu. Eine gewisse Anzahl solcher Brander konnte verheerend sein für die unbeweglich da liegende Flotte aus Holzschiffen. Ein ähnliches Szenario könnte man sich in einem Windpark vorstellen: Kleine, billige Boote, mit Sprengstoff beladen und unbemannt, fahren in den Park und explodieren.

Im Zeitalter der Holzschiffe beugte man Brander-Angriffen vor, in dem man die Bucht oder den Hafen mit Tauen abspannte. Auf diese Weise erschwerte man die Annäherung. Wie aber soll das mitten in der Nordsee aussehen? Die Windparks sind zu allen Seiten offen, sie haben keinen schmalen Flaschenhals, wie so viele Häfen, den man versperren könnte. Die Schifffahrtsrouten in der Ostsee durchschneiden die Windparks. Wer nicht genau auf seinen Kurs achtet, landet schon aus Versehen mitten in einem Wald aus Stahlriesen und muss sehen, wie er da unbeschadet wieder herausfindet.

Es ist also für eine entschlossene feindliche Macht sehr leicht, in die Windparks zu kommen. Per Definition liegen Offshore-Anlagen fern ab der Küste, weit jenseits der 12-Meilen-Zone. Sie sind daher militärisch schwer zu schützen, aber leicht zu attackieren.

Billige Schläge ohne Zivilisten zu gefährden


Wenn sich nun eine feindliche Macht für einen Angriff entschließt, wie könnte sie den maximalen Schaden erzielen? Ein explodierendes Boot aufs Geratewohl in ein Windpark zu schicken, wäre nicht effizient. Die Windräder stehen um die 500 Meter weit auseinander. Die Explosion könnte ein oder zwei Windräder zerstören, die Wrackteile könnten im Umkreis vielleicht drei bis vier weitere beschädigen. Aber so ein Windpark hat meist um die 80 Windkrafträder. Ein Boot mit Sprengstoff gegen die Windkrafträder selbst zu schicken, ist also nicht effizient.

Ein effizienterer Angriff wäre ein Anschlag auf eine der Umspannplattformen und Netzanbindungsstellen, sozusagen die Knotenpunkte eines Windparks. Diese Plattformen sind weithin als solche erkennbar. Ihre Koordinaten sind aus Gründen der Verkehrssicherheit öffentlich zugänglich. Ein „Brander“ mit GPS könnte im Autopilot leicht zu einer entsprechenden Position gebracht werden. Oder ein feindliches Kriegsschiff könnte, in der Nordsee liegend, die Knotenpunkte unter Beschuss nehmen. Denkbar wäre auch eine Unterbrechung der Seekabel am Meeresgrund, etwa durch Taucher.

Konverterplattform, Quelle: Offshore-Stiftung

Das Ausschalten der Offshore-Anlagen würde Deutschland einer Energiequelle berauben. Und anders als die Bombardierung eines konventionellen Kohlekraftwerks oder gar eines Atomkraftwerks, gäbe es höchstwahrscheinlich keine zivilen Opfer zu beklagen, wenn nicht gerade eine Wartungsmannschaft im Schussfeld steht. Eine feindliche Macht könnte, ohne Zivilisten zu töten, eine Energiequelle ausschalten. Das senkt die moralischen und politischen Kosten in einem Konflikt. Schnell ist ein Teil der Stromerzeugung Deutschlands ausgeschaltet, ohne dass ein Deutscher sein Leben lassen musste. Das macht einen Angriff auf die Offshore-Anlage zu einem geeigneten Druckmittel in einem sich verschärfenden, aber noch nicht gewaltvollen Konflikt.

Doch wie weh würde Deutschland ein solcher Angriff auf die Offshore-Anlagen tun? Welchen Schaden könnte solch ein Angriff ausrichten, abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden? Wie groß wäre die Einbuße an Stromerzeugungskapazitäten? Den zweiten Teil der Überlegung finden Sie hier an gleicher Stelle, zur gleichen Zeit, am Freitag, den 12.12.!

Tim Bergmann studiert im Masterstudiengang "Internationale Politik und Internationales Recht" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Schwerpunkt auf Sicherheitspolitik. Zuvor studierte er Politikwissenschaft und Geschichte in Dresden.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Die maritime Strategie der Afrikanischen Union



Das 21. Jahrhundert wird oft als ein „maritimes Jahrhundert“ bezeichnet, da die Weltmeere angesichts des stetig voranschreitenden Prozesses der Globalisierung zunehmend an Bedeutung gewinnen. So werden bspw. über 90% der Güter im Welthandel über Seewege transportiert. Mit der wachsenden Bedeutung der Weltmeere nehmen auch die Herausforderungen zu, die mit ihnen verbunden sind: Maritimer Terrorismus, Piraterie, illegale Migration und Menschenhandel über See sowie der Wettlauf um Rohstoffe und Energie sind hierbei nur einige Beispiele. Diese und andere Herausforderungen haben in den vergangenen Jahren zunehmend die politischen Agenden von Staaten und internationalen Organisationen bestimmt. Die Europäische Union (EU) reagierte angesichts dieser Entwicklung im Juni 2014 mit der Inkraftsetzung der „European Union Maritime Security Strategy“ (EUMSS). Weniger bekannt ist, dass auch die Afrikanische Union (AU) zu Beginn dieses Jahres erstmals eine maritime Strategie beschlossen hat – nachdem das Maritime lange nur eine untergeordnete Rolle auf der Agenda der AU gespielt hat. Dabei betrachten die Mitgliedsstaaten der AU die „2050 Africa’s Integrated Maritime Strategy“ (AIMS) und den dazugehörigen „Plan of Action“ als ein Instrument, um Afrikas maritimen Herausforderungen im Bereich Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit begegnen zu können. Begleitet werden soll die neue maritime AU-Strategie durch eine panafrikanische „No-more-sea-blindness“-Kampagne. Unter anderem wurde im Rahmen dieser der Zeitraum 2015–2025 zur „Dekade der afrikanischen Seen und Ozeane“ erklärt und der 25. Juli zum „Afrikanischen Tag der Seen und Ozeane“.    

 
           
Die AIMS betrachtet die afrikanischen Binnengewässer und die Weltmeere zusammen als zentrale Säule der ökonomischen und sozialen Entwicklung der AU-Mitgliedsstaaten. Voraussetzung für die Bekämpfung von Armut und Unterentwicklung ist dabei auch die Förderung einer nachhaltigen „blauen Ökonomie“, die den ökologischen Aspekten des maritimen Raums einen hohen Stellenwert zuschreibt. Ziel der AIMS ist die Entwicklung eines umfassenden Verständnisses für bestehende und zukünftige (gemeinsame) Herausforderungen der afrikanischen Staaten im maritimen Raum. Diese Herausforderungen umfassen verschiedene Dimensionen: ökonomisch, ökologisch, sozial sowie die Sicherheits-Dimension. Der Experte für maritime Sicherheit in Afrika, Jan Stockbruegger, betrachtet die AIMS „als einen wichtigen Bestandteil Afrikas maritimer Sicherheitsinfrastruktur und als einen Versuch, eine kohärente afrikanische maritime Sicherheitsgemeinschaft unter der strategischen Führung der AU aufzubauen und zu stärken“. Um die AIMS umzusetzen werden in ihr die Etablierung neuer politischer Konzepte, Agenturen und Koordinationsmechanismen vorgeschlagen. Beispiele für entsprechende Projekte sind die Einrichtung einer gemeinsamen exklusiven afrikanischen maritimen Zone, einer Arbeitsgruppe der Kommandierenden der afrikanischen Marinen und/oder Küstenwachen sowie eines regionalen maritimen Hauptquartiers oder auch der Aufbau eines gemeinsamen afrikanischen Forschungsinstitutes für den maritimen Raum.         
    
Als Bedrohungen im maritimen Raum identifiziert die AIMS insbesondere transnational organisierte Kriminalität; illegale, nicht gemeldete und nicht regulierte Fischerei; Umweltverbrechen, wie die Verklappung von Giftmüll; Naturkatastrophen, Schädigungen der Umwelt sowie den Klimawandel. Unter transnational organisierte Kriminalität subsumiert die AIMS Geldwäsche, illegalen Handel mit Waffen und Drogen, Piraterie und bewaffneten Raub auf See, maritimen Terrorismus sowie Menschenhandel und -schmuggel. Ferner wird in dieser Auflistung auch das häufig an den Küsten der Staaten Westafrikas beobachtbare Problem der illegalen Ölbunkerung und des Rohöldiebstahls genannt – bekanntestes Beispiel hierfür ist das Nigerdelta.
           
Die Erfahrung zeigt, dass die auf den ersten Blick als regionale Phänomene erscheinenden Herausforderungen im Bereich maritime Sicherheit überregionale Ursachen und Auswirkungen haben können. Ein Beispiel hierfür ist die Piraterie am Horn von Afrika. Zum einen hat die Piraterie in dieser Region globale Auswirkungen; zum anderen wird das Erstarken der dortigen Piraterie in den 2000er Jahren auch darauf zurückgeführt, dass illegale Fischereiaktivitäten sowie die Verklappung von Giftmüll vor den Küsten Somalias den örtlichen Fischern ihre ökonomische Grundlage entzogen hat. Um ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern sind manche dieser Fischer in der Folge auf das „Geschäftsmodell“ Piraterie umgestiegen. Für die illegale Fischerei und die Giftmüllverklappung wurden Wirtschaftsakteure aus Asien aber auch aus Europa verantwortlich gemacht.   

 
           
Angesichts gemeinsamer Herausforderungen im „maritimen“ 21. Jahrhundert gibt es also viel Potential für den weiteren Auf- und Ausbau enger Koordination und Kooperation zwischen den Regionalorganisationen AU und EU. Eine Zusammenarbeit sollte auf die Lösung bestehender gemeinsamer Probleme und die Etablierung gemeinsamer Präventionsmaßnahmen abzielen. Auf afrikanischer Seite bietet die AIMS hierfür einen guten Ausgangspunkt. Allerdings wird, angesichts der schwachen Ressourcenlage der Staaten auf dem afrikanischen Kontinent, für die Umsetzung der AIMS ohne Zweifel internationale Unterstützung notwendig sein – vor allem finanziell, aber auch im Bereich Know-how. Aus Sicht Europas sollte eine solche Unterstützung als Investition für die Stärkung der eigenen maritimen Sicherheit angesehen werden.   

Kai Strell ist Student im Masterstudiengang „Internationale Politik und Internationales Recht“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Schwerpunkte sind humanitäres Völkerrecht und Seerecht sowie Frieden und Sicherheit in Afrika. Herr Strell war studentischer Mitarbeiter des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK) und hält Vorträge zur politischen Bildung.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Wir müssen über Gefühle reden.

"Meer.Für.Dich" - Ein ansprechender Auftritt?


Mit den Deutschen und ihrer Bundeswehr ist das immer so eine Sache. Die gegenüber Streitkräften grundsätzlich kritische Haltung ergibt sich aus der Deutschen Geschichte und mag nachvollziehbar erscheinen. Dennoch stellt sich die Frage, warum sie sich so schwer tun, die Deutschen, mit ihrer Parlamentsarmee, die als Ausdruck einer wehrhaften Demokratie auch im 21. Jahrhundert zur Wahrung des Friedens eingesetzt wird. Oder begründet sich das fortlaufend kritische, öffentliche Bild der Bundeswehr auch ein Stück weit damit, wie sich die Streitkräfte der Öffentlichkeit selbst präsentieren?

Tue Gutes und rede darüber

Tue Gutes und rede darüber. Was im PR- und Werbegeschäft gilt, gilt grundsätzlich auch für Streitkräfte. Der Wert zielgruppenorientierter Kommunikation kann im digitalen Zeitalter nicht oft genug betont werden. Gerade, wenn ein Arbeitgeber wie die Bundeswehr sich nicht zuletzt auch durch die Wehrpflichtsreform strukturell tiefgreifenden Einschnitten gegenüber sieht. Erst kürzlich betonte Dr. Jann-Markus Witt vom Deutschen Marinebund gegenüber Studenten der CAU-Kiel, dass mit dem Aussetzen der Wehrpflicht die Qualität derjenigen, die sich letzten Endes für eine Offizierlaufbahn entschieden, deutlich zurückgegangen sei. „Nimm was du kriegen kannst“, als Rekrutierungsmaxime für die nationale Sicherheit? Mitnichten. Grund genug daher, einmal genauer hinzusehen, wie es um die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Streitkräfte allgemein, und um die der Deutschen Marine insbesondere bestellt ist.

Gefällt mir nicht.

Wer von zielgruppenorientierter Kommunikation spricht, kommt gerade im Bezug auf die Generierung von Nachwuchs an Facebook als Kommunikationsmedium nicht vorbei. Das soziale Netzwerk hat sich längst als feste Größe innerhalb der Außendarstellung von öffentlichen Akteuren etabliert. Von den 27, 39 Millionen Deutschen Facebook-Nutzern zählen laut einer Erhebung des Statistikportals „Statista“ von 2014 rund 35,8% zur für die Bundeswehr relevanten Zielgruppe der unter 25-Jährigen. Das macht immerhin gut 9,8 Millionen potentielle Rekrutinnen und Rekruten für Bundeswehr und damit auch für die Marine. Neunmillionenachthundertausend ist eine große Zahl, welche exemplarisch die Relevanz des Mediums Facebook verdeutlicht. Ein Umstand, dem sich auch die Bundeswehr nicht verschließen kann. „Fun Fact“ in diesem Zusammenhang: Der aktuelle Jahresbericht der Jugendoffiziere, der mit dem Statement „Jugendoffiziere sind wichtige Träger der Öffentlichkeitsarbeit“ eingeleitet wird, enthält genau einen (in Zahlen 1) inhaltlichen Verweis auf soziale Netze. Facebook kommt inhaltlich somit für die Bundeswehr nicht vor.

Wir. Dienen. Deutschland.

Darum lohnt ein genauerer Blick in besagtes Portal, um sich ein Bild der entsprechenden Facebook-Seite der Bundeswehr bzw. der Marine zu machen. Am heutigen Tag, den 09.12.2014 um 12:00 Uhr haben die Seite der Bundeswehr 313.098 Menschen mit „Gefällt mir“ markiert, sprich „geliked“, das ist ein veritabler Wert. In diesem Zusammenhang wichtig ist der Verweis darauf, dass es sich bei der Bundeswehr-Seite um eine aktiv verwaltete, d.h. mit tagesaktuellen Inhalten gepflegte Seite handelt, wie sie auch von Unternehmen oder anderen Akteuren des öffentlichen Lebens geführt wird. Sie bietet eine quasi barrierefreie Kommunikation zwischen Sender und Empfänger. Die Seite der Deutschen Marine hingegen hat zur selben Zeit 14.216 „likes“ und ist im Gegensatz zur Bundeswehr-Seite nicht aktiv geführt. Bis auf einen kurzen Informationstext à la Wikipedia und einem Bild des Eisernen Kreuzes ist hier nicht viel los.

Bananen-Republik?

Wer daraus folgert, die Marine würde nichts für ihre öffentliche Wahrnehmung tun, der irrt. Im Juli letzten Jahres wurde ein Video mit dem unbeholfen wirkenden Titel „Marine Trailer Bananen  (das Ding heißt wirklich so) auf dem Videoportal „Youtube“ online gestellt. Dort zu sehen gibt es neben einigen Binsenwahrheiten und Schüssen ins leere wenig werbewirksames. Unterlegt mit einem billigen Midi-Sample beschleicht den Betrachter beim Genuss dieser PR-Maßnahme ein eher merkwürdiges Gefühl zwischen Verwunderung und Ärger. Ist das die Art und Weise, wie sich die Marine im 21. Jahrhundert präsentieren möchte? Die Kosten für Werbemaßnahmen der Bundeswehr, wie etwa das Handelsblatt berichtete, haben sich zwischen 2011 und 2012 mehr als verdoppelt. Aus dem jährlichen Werbeetat von über 20 Millionen Euro wurde unter Anderem die Anschaffung eines Info-Trucks finanziert, der sich nun auf Provinzjahrmärkten ein Stelldichein mit Autoscooter, Zuckerwatte und co. gibt. Mehr als „Marine Trailer Bananen“ war da nicht drin, liebe Marine?

Subjektiv fragwürdig, objektiv im Soll?

Das Problem mit Formulierungen wie den hier getätigten ist stets, dass eine intersubjektive Überprüfbarkeit ob des subjektiven Empfindens von künstlerischen Maßnahmen nicht wirklich gegeben ist. Oder zu Deutsch: Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. An dieser Stelle hilft eine empirische Analyse, welche die Performance von Facebook-Likes europäischer Marinen unter der Berücksichtigung relevanter, unabhängiger Variablen wie Streitkräfteumfang, Population, Rüstungsausgaben und Küstenlinienlänge berücksichtigt. Eine Dummy-Variable kontrolliert für den Effekt aktiver oder passiver Seitenadministration. Die Ergebnisse der "Ordinary Least Squares" (OLS) Regression sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Ergebnis der OLS-Regression 

Es lässt sich festhalten, dass einzig die Variablen NAVFOR (Truppenstärke der Teilstreitkraft Marine), TROOP (Truppenstärke absolut) und EXPEND (Staatsausgaben für Verteidigung) einen signifikanten Beitrag zur Aussagekraft des Modells leisten. Mit einem R² von 0.79838 erklärt das vorliegende Modell - so die Theorie - 79% der vorhandenen Varianz. Interessant ist auch, dass die Dummy-Variable NAV_ACTIVE (Aktive/Passive Seitenführung) nicht signifikant ist. Das in Facebook-Likes gemessene Interesse an europäischen Marinen scheint folglich also mehr über die relative und absolute Truppenstärke, als auch über die Staatsausgaben für Streitkräfte zu entstehen, als über eine aktiv oder passiv geführte Seite. Schande über mein Haupt. Also doch alles gar nicht so schlimm?

Was will die Bundeswehr?

Mitnichten. Das vorliegende Modell kann keinen Anspruch auf umfassende Aussagekraft erheben. Die Datendichte ist eigentlich zu gering, um eine handfeste Schlussfolgerung ziehen zu können. Dennoch führt eine Analyse der entsprechenden Daten exemplarisch vor Augen, dass das Verhältnis empirischer Werte wie Truppenstärke, Rüstungsausgaben und Social Media Aktivität starken Schwankungen unterworfen ist. Im Europäischen Vergleich sticht das altbackene Erscheinungsbild des öffentlichen Auftritts der Bundeswehr / Marine dennoch hervor, Subjektivität hin oder her. Die abschließende Frage muss also lauten: Was will die Bundeswehr mir ihrer Öffentlichkeitsarbeit erreichen? Glaubt man an die Ausdruckskraft von nach Außen gerichteter Kommunikation, so ist die Bundeswehr meilenweit von dem entfernt, was Ministerin von der Leyen öffentlich proklamiert, nämlich ein Arbeitgeber auf der Höhe der Zeit zu sein. Aber auch das ist natürlich Gefühlssache. 

Die Royal Navy macht's vor. "Protecting Our Nations Interest's" statt "Meer.Für.Dich"



Bendix Hügelmann, B.A., ist Student im Masterstudiengang "Internationale Politik und Internationales Recht" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, sowie Mitarbeiter am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Seine Studien- und Forschungsschwerpunkte bilden  politische Ökonomie, Globalisierungs- und Nachhaltigkeitsstudien sowie Seerecht und Maritime Sicherheit.