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Zum Glück habe ich einen Wecker - Made in China - und bin pünktlich in die Uni gekommen (Quelle: eigenes Bild) |
Ein "normaler" Tag im Leben eines Studenten
Es ist zugegebenermaßen ein wenig spät, allerdings aus
konträrer Sicht früh für den Studenten: Der Wecker klingelt, 9:00 Uhr. Es ist
Samstag und die Pflicht, ein Blockseminar ruft. Der Wecker wird schlagkräftig
zur Ruhe gebracht. Ein Umdrehen ist nicht möglich. Es wird also halb gezwungen, halb mit Freude dem Tag
entgegenschauend aufgestanden. Wo sind die Socken? Ein kleines Problem, welches
schnell gelöst ist, denn ich nehme einfach Neue aus dem Schrank, welcher voller
Kleidung darauf wartet von ein wenig seiner Last befreit zu werden. Die Outfit-Auswahl
fällt schnell: eine Hose, ein Shirt und ein Strickpullover. Im Schlurfgang geht
es ins Badezimmer. Die Zahnbürste in den Mund, schnell noch auf die
Sanitärkeramik, bevor man sich das obligatorische Knäcke in den Mund schiebt
und die Banane für den Weg mitnimmt. Ab aufs Fahrrad und los geht’s. Der kalte
Nordost-Wind braust einem um die Ohren, sodass diese trotz Mütze fast
erfrieren. Nach einigen Minuten ist die Uni erreicht und man war wohl schneller
als gedacht, eine Zigarette geht noch. „Schmeckt morgens gar nicht so gut...“,
denkt man sich noch, bevor man sie ausdrückt und der Tag im Seminar beginnt:
Was ist Maritime Sicherheit?
Unter dem Begriff Maritime Sicherheit ist vieles – von
Umweltschutz bis Terrorismus - zu
verstehen. Ich möchte mich jedoch auf die Sicherheit der Handelsschifffahrt
beschränken. Diese ist es nämlich, dir mir den oben beschriebenen
Tagesablauf ermöglicht.
Ohne Seehandel bricht der internationale Konsum zusammen
90% des internationalen Güterverkehrs geschehen über die
Ozeane. Zuvorderst hat dies sicherlich erst einmal Kostengründe. Denn diese
sind deutlich niedriger als bei den anderen Logistikarten. Folglich entscheiden sich die meisten nach
Deutschland importierenden Unternehmen für den Handelsweg über die vielen
Seewege. Im Alltäglichen des Otto-Normal-Bürgers ist vor allen Dingen der
Handel aus China, Bangladesch und Südost-Asien entscheidend. Wichtige Choke-Points (Knotenpunkte) auf diesem Weg sind die Straße
von Malakka und der Suez-Kanal. Die Sicherheit bedrohende Faktoren wie etwa
Piraterie sind hier besonders gefährlich, da ein Großteil der Handelsschiffe
diese Engpässe passieren muss. Jedoch sind es nicht nur die Choke-Points, die
bedroht sind, sondern auch die offenen Seegebiete wie etwa das Küstengebiet
vor Somalia, das Arabische Meer oder der Golf von Guinea. In all diesen
Gebieten sind Terroristen und Piraten – Grenzziehungen zwischen beiden
Gruppierungen werden immer schwieriger, finanzieren sich viele Terroristen über
kriminalistische Aktivitäten – sehr aktiv. Immerhin konnte dank internationaler
Kooperation die somalische Piraterie weitestgehend beruhigt werden, während sich
die Situation vor Westafrika zunehmend verschlechtert.
Somit ist das Thema Maritime Sicherheit von hervorgehobener
Prominenz, auch wenn es in der Öffentlichkeit noch vergleichsweise wenig
Resonanz findet. Vielleicht sollte die Politik dieser mal verdeutlichen, wie
eine Welt ohne Seehandel aussehen würde. Ich zum Beispiel hätte den Wecker
nicht schlagkräftig zu Ruhe bringen können, da dieser aus China kommt. Aus dem
gleichen Grund gäbe es keinen Schrank von Ikea.
Eine Banane für den Weg: Pustekuchen. Amerikanische Zigaretten: Fehlanzeige.
Das Gros meiner Kleidung: Niemals. Wer sich mal bewusst vor Augen geführt hat,
welche Implikationen ein Zusammenbrechen des Seehandels hätte, der wird mit
Sicherheit für mehr Sicherheit auf internationalen Gewässern stimmen.
Die wiedererstarkte Piraterie in der Straße von Malakka (die
vorher in der Piraterie-Bekämpfung aktiven Staaten streiten sich um Geld), die
immer größer werdende Bedrohung im Golf von Guinea,
sollte alle handeltreibenden Staaten anhalten, im Sinne einer gemeinsamen Security Governance zu wirken. Geschieht dies nicht, wird unser
heutiger Konsum-orientierte Wohlstand ist in seiner voller Entfaltung vor dem
Hintergrund der Globalisierung nicht möglich sein.
Ohne Wecker wäre ich zu spät in der Uni gewesen, wäre
doch schade, oder nicht?
Konstantin
Stamm ist Student der Politik- und Geschichtswissenschaften an der CAU Kiel.
Forschungsschwerpunkte im Master sind wirtschaftsnahe Themen. Etwa die
Entwicklung von Arbeitslosigkeit in OECD-Staaten oder der Zusammenhang zwischen
Demokraftieform und Umverteilungspolitiken.
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