![]() |
Eine illegale Fischereiflotte aus China flieht vor
südkoreanischer Küstenwache
Quelle: Dong-A Ilbo/AFP ImageForum/Getty Images
|
Wie lecker Fisch in allen seinen Varianten ist, wird einem gourmetarisch erst so richtig bewusst,
wenn man sich die verschiedenen Gerichte ins Kopfkino holt. Ob klassisch Scholle Finkenwerder Art mit Krabben und Speck
oder moderne Küche aus Asien im Stile von Sushi: ohne Fisch geht es nicht. Und
doch sind 90% der globalen Fischbestände stark befischt oder bereits überfischt.
Entwickelt sich dieser Negativtrend weiter
– in den 70ern waren nur 60% in diesem Ausmaß befischt – sieht die Zukunft der
Ressource Fisch nicht sehr rosig aus. An welchen Punkten könnte man ansetzen,
damit die Fischerei auf ein nachhaltiges Level kommt? Fische sind herausragend
in ihrer Bedeutung für die Gesundheit der Ozeane – Stichwort Marine Sicherheit - und somit sehr
schützenswert. Welche Strategien bestehen, um Fischkonsum auch in Zukunft
garantieren zu können?
Ein denkbarer Ansatzpunkt ist die Bekämpfung der illegalen
Fischerei, welche alarmierende Ausmaße erreicht hat. Ein krasses Beispiel
dieser Entwicklung ist etwa der Kriminelle
Deutschrusse Sergey Darminow, welcher 450 Millionen-$ mit Schwarzfischerei
(Krabben) umgesetzt hat und von Interpol gesucht wird. Schätzungen zu Folge gehen 15%
des gesamten Weltfangs auf Schwarzfischerei zurück. In Tonnen ausgedrückt: 26
Millionen. Ein Haufen Fisch, der kriminelle Aktivitäten finanziert und Anreize
bietet, abseits von legalen Methoden das eigene Glück zu verfolgen.
Das Projekt Global Fishing Watch
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Google, Skytruth (Digitales Mapping ganzer Landschaften) und Oceana (Gruppe aus der Meeresschutzlobby). Ziel des Ganzen ist eine
erhöhte Transparenz der weltweiten Fischerei zu erreichen. Mit Hilfe einer
Online-Plattform soll sich Jedermann zu jeder Zeit über alle globalen
Fischereiaktivitäten ein Bild verschaffen können. Der Zweck des Projekts ist
die Aufrechterhaltung der Fischbestände und somit der Schutz des Ökosystems
Ozean.
Anhand der von den Automatic Idenfication Systems (AIS) –
jedes kommerzielle Schiff besitzt dieses Funksystem, welches von der IMO als
verbindlicher Standard seit dem Jahre 2000 angenommen worden ist - gesendeten
Informationen lassen sich Standorte eines jeden Schiffes bestimmen. Das Tool
bereitet diese zu interaktiven Karten auf, die es ermöglichen einzelne Schiffe
zu verfolgen oder Fischereiaktivitäten im Zeitverlauf darzustellen. Das System
wird unter anderem bereits seit Längerem von der Internetseite marinetraffic.com erfolgreich verwendet.
„Piraten, Ahoi!“ oder
besser „Aufgepaßt, ihr Schwarzfischer der Meere!“
Dank des Tools lassen sich illegale Fischerei-Aktivitäten
ganz bequem vom PC-Bildschirm aus feststellen. Vorausgesetzt das Schiff ist mit
einem AIS ausgestattet. Ist dies der Fall können Privatleute, NGOs oder
Küstenwachen Schwarzfischern leichter das Handwerk legen. Denn
Marineschutzgebiete können überwacht oder das Ansammeln von Schiffsflotten
bestimmter Länder – welche unter dem Vorwurf der illegalen Fischerei stehen (Rote Liste der EU) - kontrolliert werden.
Die Kehrseite der
Medaille
Allerdings ist dieses Tool natürlich nicht ganz unumstritten.
Google, wahrscheinlich größter Datensammler der Welt, steht nicht selten unter
Verdacht Datenschutzrechte zu
verletzen. Das Projekt Global Fishing Watch bildet hier keine Ausnahme. Ist das
AIS eines kommerziellen Schiffes an, lässt es sich verfolgen. Die Frage, die
sich also stellt, ist wie immer die gleiche, wenn es um das Thema Überwachung
geht: Rechtfertigt der gute Zweck – Schutz der globalen Fischbestände - die
Mittel – Überwachung aller kommerziellen Schiffe?
Wenn mich jemand fragen würde, dem würde ich ohne Sekunde zu
überlegen antworten: Ja! Denn die Gesundheit großer Teile der Weltbevölkerung
steht auf dem Spiel und auch viele der kulinarischen Genüsse, die uns das Meer
beschert.
Konstantin Stamm ist
Student der Politik- und Geschichtswissenschaften an der CAU Kiel.
Forschungsschwerpunkte im Master sind wirtschaftsnahe Themen. Etwa die Entwicklung
von Arbeitslosigkeit in OECD-Staaten oder der Zusammenhang zwischen
Demokraftieform und Umverteilungspolitiken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen