Montag, 8. Dezember 2014

Google, hilf uns! – Das Projekt Global Fishing Watch im Kampf gegen illegale Fischerei


Eine illegale Fischereiflotte aus China flieht vor südkoreanischer Küstenwache
Quelle: Dong-A Ilbo/AFP ImageForum/Getty Images

Wie lecker Fisch in allen seinen Varianten ist, wird einem gourmetarisch erst so richtig bewusst, wenn man sich die verschiedenen Gerichte ins Kopfkino holt. Ob klassisch Scholle Finkenwerder Art mit Krabben und Speck oder moderne Küche aus Asien im Stile von Sushi: ohne Fisch geht es nicht. Und doch sind 90% der globalen Fischbestände stark befischt oder bereits überfischt. Entwickelt sich dieser Negativtrend  weiter – in den 70ern waren nur 60% in diesem Ausmaß befischt – sieht die Zukunft der Ressource Fisch nicht sehr rosig aus. An welchen Punkten könnte man ansetzen, damit die Fischerei auf ein nachhaltiges Level kommt? Fische sind herausragend in ihrer Bedeutung für die Gesundheit der Ozeane – Stichwort Marine Sicherheit - und somit sehr schützenswert. Welche Strategien bestehen, um Fischkonsum auch in Zukunft garantieren zu können?
Ein denkbarer Ansatzpunkt ist die Bekämpfung der illegalen Fischerei, welche alarmierende Ausmaße erreicht hat. Ein krasses Beispiel dieser Entwicklung ist etwa  der Kriminelle Deutschrusse Sergey Darminow, welcher 450 Millionen-$ mit Schwarzfischerei (Krabben) umgesetzt hat und von Interpol gesucht wird. Schätzungen zu Folge gehen 15% des gesamten Weltfangs auf Schwarzfischerei zurück. In Tonnen ausgedrückt: 26 Millionen. Ein Haufen Fisch, der kriminelle Aktivitäten finanziert und Anreize bietet, abseits von legalen Methoden das eigene Glück zu verfolgen.

Entwicklung des WC (World-Catch: globale Fischfangmenge) und des IUU-Anteils (Illegal, unreported, unregulated fishing). Laut Schätzungen der FAO -  Food and Agriculture Organization of the United Nations - bewegt sich der Anteil zwischen 14 und 33%. 


Das Projekt Global Fishing Watch

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Google, Skytruth (Digitales Mapping ganzer Landschaften) und Oceana (Gruppe aus der Meeresschutzlobby). Ziel des Ganzen ist eine erhöhte Transparenz der weltweiten Fischerei zu erreichen. Mit Hilfe einer Online-Plattform soll sich Jedermann zu jeder Zeit über alle globalen Fischereiaktivitäten ein Bild verschaffen können. Der Zweck des Projekts ist die Aufrechterhaltung der Fischbestände und somit der Schutz des Ökosystems Ozean.

Anhand der von den Automatic Idenfication Systems (AIS) – jedes kommerzielle Schiff besitzt dieses Funksystem, welches von der IMO als verbindlicher Standard seit dem Jahre 2000 angenommen worden ist - gesendeten Informationen lassen sich Standorte eines jeden Schiffes bestimmen. Das Tool bereitet diese zu interaktiven Karten auf, die es ermöglichen einzelne Schiffe zu verfolgen oder Fischereiaktivitäten im Zeitverlauf darzustellen. Das System wird unter anderem bereits seit Längerem von der Internetseite marinetraffic.com erfolgreich verwendet.

„Piraten, Ahoi!“ oder besser „Aufgepaßt, ihr Schwarzfischer der Meere!“


Dank des Tools lassen sich illegale Fischerei-Aktivitäten ganz bequem vom PC-Bildschirm aus feststellen. Vorausgesetzt das Schiff ist mit einem AIS ausgestattet. Ist dies der Fall können Privatleute, NGOs oder Küstenwachen Schwarzfischern leichter das Handwerk legen. Denn Marineschutzgebiete können überwacht oder das Ansammeln von Schiffsflotten bestimmter Länder – welche unter dem Vorwurf der illegalen Fischerei stehen (Rote Liste der EU) -  kontrolliert werden.

Die Kehrseite der Medaille

Allerdings ist dieses Tool natürlich nicht ganz unumstritten. Google, wahrscheinlich größter Datensammler der Welt, steht nicht selten unter Verdacht Datenschutzrechte zu verletzen. Das Projekt Global Fishing Watch bildet hier keine Ausnahme. Ist das AIS eines kommerziellen Schiffes an, lässt es sich verfolgen. Die Frage, die sich also stellt, ist wie immer die gleiche, wenn es um das Thema Überwachung geht: Rechtfertigt der gute Zweck – Schutz der globalen Fischbestände - die Mittel – Überwachung aller kommerziellen Schiffe?

Wenn mich jemand fragen würde, dem würde ich ohne Sekunde zu überlegen antworten: Ja! Denn die Gesundheit großer Teile der Weltbevölkerung steht auf dem Spiel und auch viele der kulinarischen Genüsse, die uns das Meer beschert.


Konstantin Stamm ist Student der Politik- und Geschichtswissenschaften an der CAU Kiel. Forschungsschwerpunkte im Master sind wirtschaftsnahe Themen. Etwa die Entwicklung von Arbeitslosigkeit in OECD-Staaten oder der Zusammenhang zwischen Demokraftieform und Umverteilungspolitiken.

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