Über 30 Jahre liegen die letzten
größeren auf See ausgetragenen Kampfhandlungen mittlerweile zurück.
Seitdem haben sich nicht nur die globalen politischen Konstellationen
und Kräfteverhältnisse verändert, sondern damit einhergehend auch, zu Land wie zur See, die Charakteristika der bewaffneten Konflikte.
Während es heute nur noch verhältnismäßig wenige zwischenstaatliche Kriege gibt, steigt die Anzahl derer mit Beteiligung nicht-staatlicher Akteure stetig. Eine Entwicklung, welche auch die „maritimen Bedrohungsszenarien“ erheblich erweitert.
Während es heute nur noch verhältnismäßig wenige zwischenstaatliche Kriege gibt, steigt die Anzahl derer mit Beteiligung nicht-staatlicher Akteure stetig. Eine Entwicklung, welche auch die „maritimen Bedrohungsszenarien“ erheblich erweitert.
Verschwommene Grenzen: Freund oder Feind? (Quelle: seefahrer.blog.de) |
Das „klassische“ Szenario
1982 standen sich während des
Falklandkrieges mit britischen sowie argentinischen Flottenverbänden zum bisher
letzten Mal zwei staatliche Kontrahenten in einem größeren
Seegefecht gegenüber. Obwohl hier vor allem das britische
Atom-U-Boot „HMS Conqueror“ sowie die von argentinischen
Flugzeugen abgefeuerten Luft-Schiff-Raketen des Typs „Exocet“
eine herausragende Rolle spielten, kann dieses Seegefecht heute als
letzte „klassisch-symmetrische“ Kampfhandlung dieser Art gesehen
werden.
Flottenverband der Royal Navy mit Kurs auf die Falklands. (Quelle: militarythoughts.wordpress.com) |
Trotz der nur wenigen
zwischenstaatlichen Kriege heutzutage, kann und sollte aber auch dieses Szenario
weiterhin Beachtung finden.
Konfliktherde mit Beteiligung
verschiedener Staaten gibt es beispielsweise im südchinesischen Meer oder in der Arktis.
Angesichts der aktuellen russischen Machtdemonstrationen in (u.a.) der Nord- und Ostsee,
die zwar bislang nicht bedrohlich, aber dennoch eindeutig sind, muss
auch der momentan so häufig erwähnte „Kalte Krieg 2.0“,
zumindest in der Theorie, als mögliches Szenario betrachtet werden.
Die „Neuauflage des Klassikers“
Aufgrund der in den globalen
Kräfteverhältnissen überwiegend vorherrschenden Asymmetrien,
bedienen sich vermeintlich unterlegene Staaten in einem Konflikt
bereits seit Menschengedenken
asymmetrischer Methoden der
Kriegsführung.
Das gilt logischerweise auch für die
Seekriegsführung. Der „klassische“ zwischenstaatliche Konflikt
wird quasi mit anderen Mitteln geführt.
Als Beispiel kann hier der sogenannte
„Tanker War“ während des sich ab 1980 entwickelnden ersten Golfkriegs zwischen
dem Iran und dem Irak herangezogen werden.
Flugkörperschnellboote der iranischen Marine. (Quelle: Naval Open Source INTelligence) |
Zu einem größeren, direkten Gefecht
zwischen iranischen und irakischen Marineeinheiten ist es nicht
gekommen.
Neue Akteure, neue Herausforderungen,
neue Szenarien
Das vermehrte Mitwirken
nicht-staatlicher Akteure in bewaffneten Auseinandersetzungen mit zum
Teil globalen Auswirkungen bringt schließlich ganz neue
Herausforderungen mit sich.
Da diese Konfliktparteien im Vergleich
mit einem staatlichen Akteur theoretisch eigentlich immer unterlegen
scheinen, nutzen auch sie vor allem asymmetrische Methoden der
Kriegsführung. Regeln gibt es für sie häufig nicht.
Die Bilder der durch einen „maritimen Selbstmordanschlag“
beschädigten „USS Cole“ im jemenitischen Aden gingen im Jahr
2000 um die Welt.
Durch relativ
simple und vergleichsweise einfach zu beschaffende Mittel wurde hier ein
großer Schaden verursacht. Das Ergreifen präventiver Maßnahmen ist
bei solchen Angriffen besonders schwierig, eine Reaktion eigentlich
erst möglich, wenn es fast zu spät ist.
Nicht zuletzt verdeutlicht auch das
Beispiel der Piraterie, welche maritime Bedrohung globalen Ausmaßes
heutzutage von nicht-staatlichen Akteuren ausgehen kann und welche finanziellen, personellen und materiellen Kräfte dadurch gebunden
werden.
Von Symmetrie kann in solchen Konflikten in jeglicher Hinsicht keine Rede sein.
Der Konflikt zur See im 21. Jahrhundert
– „die Quadratur des Kreises“
Die maritimen Bedrohungsszenarien sind
heute, nicht zuletzt durch die Beteiligung nicht-staatlicher Akteure,
sicherlich zahlreicher und komplexer als je zuvor. Sie reichen von
„klassischen“ zwischenstaatlichen Konflikten über die Bedrohung
durch nicht-staatliche, asymmetrisch agierende Akteure bis hin zu
Herausforderungen, die momentan eventuell noch nicht einmal klar zu
identifizieren sind.
Um auf diese vielschichtigen Bedrohungen bestmöglich reagieren und, in Anlehnung an das mathematische Problem, eine bestmögliche Lösung finden zu können, ist eine gut ausgerüstete und entsprechend vorbereitete Marine unabdingbar. Sicherheit hat ihren Preis.
Um auf diese vielschichtigen Bedrohungen bestmöglich reagieren und, in Anlehnung an das mathematische Problem, eine bestmögliche Lösung finden zu können, ist eine gut ausgerüstete und entsprechend vorbereitete Marine unabdingbar. Sicherheit hat ihren Preis.
Moritz Müller ist Student im Masterstudiengang "Internationale Politik und Internationales Recht" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Schwerpunkte sind Außen- und (maritime) Sicherheitspolitik sowie völkerrechtliche Themen.
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