Bildquelle: APA/EPA/RIA Novosti/Alexei Nikolsky
Kant sagte sinngemäß einmal, dass die Freiheit des Einzelnen
dort ende, wo die Freiheit des anderen beginne. Man kann dies ohne Probleme als
ein Prinzip des Völkerrechts sehen: Das Territorium eines Staates darf durch
einen anderen nicht verletzt werden. Noch ein wenig genauer definiert dies
Artikel 2 §1 des Internationalen Seerechtsübereinkommen (SRÜ):
Die Souveränität
eines Küstenstaats erstreckt sich jenseits seines Landgebiets und seiner
inneren Gewässer sowie im Fall eines Archipelstaats jenseits seiner
Archipelgewässer auf einen angrenzenden Meeresstreifen, der als Küstenmeer
bezeichnet wird.
Laut schwedischer Regierung gibt es nun handfeste Beweise für das Eindringen eines russischen U-Boots –
um eine friedliche Durchfahrt im Sinne des Artikel 17 SRÜ sowie Artikel 20
speziell U-Boote betreffend handelt es sich dabei nicht, da ein U-Boot eine
militärische Waffe darstellt und es sich um eine geheime Aktion handelte von
der keine schwedische Behörde Kenntnis besaß -
in schwedisches Hoheitsgebiet. Margot Wallström, schwedische
Außenministerin, sprach von einer „sehr großen Bedrohung“. Erinnerungen an
Vorfälle aus den Zeiten des Kalten Krieges werden wach. So etwa an jene von
1981/82, die zu schweren Verstimmungen zwischen den beiden Ostseeanrainern
führten.
Was hat nun also ein russisches U-Boot, falls es tatsächlich
eines war (stichhaltige Beweise zu
finden, war auch in vorigen Fällen keine Stärke der Schweden), vor der
schwedischen Küste zu suchen? Natürlich kann es auch einfach sein, dass die
Mannschaft am Bord des U-Boots einfach nur zu viel Wodka getrunken hatte und
daher ausversehen in fremde Gewässer gelangte. Diese These scheint aber mehr
als gewagt. Da der russische Machtapparat unter Putin eine Beteiligung
dementiert, wird wohl ein dichter Nebel – wie er häufig über der Ostsee zu
finden ist – über der ganzen Geschichte hängen bleiben. Unklarheit ist aber
immer gefährlich (Man denke nur an die Biowaffen im Irak, die als Kriegsgrund
herangezogen wurden). Und wer sich die Entwicklungen der letzten Zeit vor Augen
führt, den würde eine russische Beteiligung an dem Vorfall auch nicht weiter
wundern. Kontinuierlich erweitert die russische Regierung ihre außenpolitischen
Ambitionen. Die Einmischung auf der Krim ist sicherlich aus Sicht des Kremls
legitim, auf der Basis des Völkerrechts aber nicht. Der Westen sollte sich
dennoch in Zurückhaltung üben, war sein Vorgehen 1999 bei der Bombardierung Serbiens zumindest aus völkerrechtlicher Sicht umstritten.
Die Lektion von einem kleinen U-Boot irgendwo in der Ostsee
muss nun wohl wie folgt lauten: Deutungshoheit über das Völkerrecht besitzt
immer derjenige, der am meisten Macht besitzt. Dies gilt für Individuen genauso
wie für Staaten. Die USA und ihre offenkundige Schwäche bieten Russland
Spielraum für die Durchsetzung eigener Interessen. Dass dieses Spiel aber eine
hohe Sprengkraft besitzt, sollte die globale Staatengemeinschaft mehr denn je
auf die Grundsätze des Völkerrechts verpflichten. Denn die Lehren des Kalten
Krieges, einer Welt in ständiger Nähe des Abgrunds, sollten allen trotz der
Feierlichkeiten zum Mauerfall frisch im Kopf bleiben. Verständigung nicht
Abgrenzung ist die Zauberformel. Die auf dem Gipfel der G-20 in Erwägung gezogenen Sanktionen gegen
Russland sind möglicherweise nicht der richtige Weg. Aber auch Putin sollte klar sein, dass man nur
gemeinsam stark sein kann. Werden diese Prinzipen nicht in höchsten Ehren
gehalten, geht mit Sicherheit mehr baden als nur ein kleines U-Boot: nämlich die
globale Sicherheit. Und diese sichert den Wohlstand bedeutend mehr als eine
Halbinsel im Schwarzen Meer.
Konstantin Stamm ist Student der Politik- und
Geschichtswissenschaften an der CAU Kiel. Forschungsschwerpunkte im Master sind wirtschaftsnahe
Themen wie die Entwicklung von Arbeitslosigkeit in OECD-Staaten oder der
Zusammenhang zwischen Demokraftieform und Umverteilungspolitiken.
Ein weiterführender Artikel zu dem Thema ist heute in der Newsweek erschienen. Thema ist die Bedrohung der baltischen Staaten durch russisches Militär und Propaganda. Auch die Schweden bzw. das russische Uboot finden Beachtung.
AntwortenLöschenhttp://www.newsweek.com/tiny-baltic-states-prepare-hit-back-mighty-russia-285264
Vielen Dank für den guten Hinweis!
LöschenWas im Wasser möglich ist, geht auch in der Luft....
AntwortenLöschenhttp://www.newsweek.com/sweden-says-commercial-flight-has-near-collision-russian-military-aircraft-291805?utm_medium=email&utm_source=emea-email&=