Quelle: Wikimedia.org
Auch in diesem Jahr kam es international wieder zu
einigen territorialen Auseinandersetzungen, die die maritime Sicherheit
bedrohen. Immer noch gibt es auf unseren Meeren und Ozeanen viele unklare
Grenzstrukturen.
Ein Erfolg ist zu verbuchen. So hat der Internationale
Gerichtshof in Den Haag Anfang diesen Jahres nach einem langwierigen Streit
endlich ein Urteil über den maritimen Grenzverlauf zwischen Peru und Chile
festgelegt und somit hier die Debatten beendet. Beide Seiten zeigten sich mit dem Urteil einigermaßen zufrieden.
Andere Grenzen bleiben weiterhin sehr umstritten und
werden in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise zu Konflikten führen. Vor kurzem hat Russland einen großen Schritt zur
Verdichtung eines maritimen Grenzkonflikts gemacht - es hat erstmalig Truppen
in die Arktis entsendet.Der „Seefahrerblog“ berichtete hierüber Anfang des
Monats beiläufig. Die Truppen sollen sich bis Ende diesen Jahren entlang
der gesamten arktischen Küste einrichten, das gesamte Gebiet zwischen Murmansk
bis zur Tschuktschen-Halbinsel soll abgedeckt werden. Nach offiziellen Angaben
seien die Soldaten lediglich vor Ort um die Region vom reichlich vorhandenen
Abfall zu befreien, es handele sich um eine reine „Naturschutz-Aktion“.
Was könnte aber tatsächlich hinter dieser Maßnahme
stecken?
Kurz zuvor hatte Kannada erneut seine vermeintlichen
Ansprüche auf Teile der Arktis öffentlich deutlich gemacht. Man kann hier also
durchaus von einem zumindest teilweise reaktivem Verhalten Russlands ausgehen. Bereits 2007 haben die Russen als erstes ein U-Boot in
das Polarmeer geschickt um dort ihre Flagge auf den Grund des Polarmeers am
Nordpol zu stoßen und so ihre Ansprüche aufmerksamkeitswirksam auch visuell sehr
deutlich zu machen. Ihrer Auffassung nach steht ihnen ein Großteil des
arktischen Gebiets schon allein deshalb zu, da es über den "Lomonossow-Rücken"
eine Fortsetzung des russischen Kontinentalschelfs gäbe. Das umstrittene Gebiet
umfasst immerhin fast 1,2 Millionen Quadratkilometer - ein Gebiet etwa zweimal
so groß wie Frankreich.
Über die Ressourcen, die hier zu finden sein könnten
kann bislang nur spekuliert werden. Es wird aber davon ausgegangen, dass sich
unter dem Eis ein zweiter Naher Osten verbirgt, der dem „Besitzer“ etwa 30 %
der globalen und Gas und etwa 13% der Ölreserven, zusichern könnte. Schon im vergangenen Jahr hatte Russland, aller Kritik
zum Trotz, seine sich im Nordpolarmeer befindende Offshore-Öl-Plattform
"Priraslomnaja" in Betrieb genommen. Im Laufe dieses Jahres wurde
auch schon mit der Auslieferung des vor Ort geförderten Öls begonnen. Der Streit schwelt zwischen Dänemark, welches
ebenfalls eine Verbindung zu dem Gebiet nachzuweisen versucht, Norwegen, den
USA, Großbritannien und Kanada. Natürlich hat jede dieser Nationen ein großes
Interesse an dem fast unerschlossenen rohstoffreichen Gebiet.
Solange sich das Eis noch im Prozess des Schmelzens befindet
schwelt die Auseinandersetzung weiter vor sich hin. Schon jetzt ist das Eis
aber so weit zurückgegangen, das die Region zumindest ein paar Monate im Jahr
schiffbar ist - was Russland auch schon für seine Öltransporte nutzt. Aber, dass
hier ein Wettstreit hervorbeschworen wird, der auch in einen ernsthaften
Konflikt führen könnte, zeigt sich unter anderem an den aktuellen Bemühungen
Russlands.
Wohin mag er führen, wenn die Flächen endgültig frei
liegen?
Das Russland daran gelegen ist seinen Einflussbereich
zu erweitern hat bereits die kontinentale Entwicklung der letzten Jahre und vor
allem dieses Jahres klar aufgezeigt.
Da hier aber nicht nur Machtinteressen vertreten
werden, sondern auch ein immenser wirtschaftlicher Nutzen zur Debatte steht scheint
ein Konflikt, welcher Art und Intensität bleibt noch offen, unausweichlich.
K.Busch ist Studentin im Masterstudiengang Politikwissenschaft (Modernes Regieren) und International Vergleichende Soziologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
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